Ranger Miniature

Es ist noch kein*e Meister*in vom Himmel gefallen, was natürlich auch im Bezug auf das Meistern von Rollenspielen gilt. Wir alle fangen voller Enthusiasmus an und lernen stets dazu. Diese Artikelserie richtet sich an alle, die gerne eine Runde leiten wollen, aber unsicher sind. Dieser Artikel bietet erst einmal eine Reihe allgemeiner Tipps, zuerst einmal für die eigene Einstellung und Herangehensweise, dann noch einige Punkte wenn es um die erste Organisation geht. Viele Aspekte sind komplex genug für eigene Artikel, die ich in Zukunft schreiben werde.

Es ist wichtig, die eigenen Erwartungen zu kalibrieren. Wenn ihr die ersten Male eine Runde leitet, solltet ihr euch nicht übernehmen. Lieber kleiner anfangen, und dann von dieser Basis aus erweitern. So verlockend es auch ist, gleich gewaltige Kampagnen mit epischen Storylines und hundert Sitzungen zu planen, konzentriert euch zu Beginn lieber auf näherliegende Aspekte, wie ein ansprechendes Abenteuer. Aus langer Erfahrung kann ich sagen, dass sich auch aus geplanten One-Shots, also einzelnen Abenteuern, Kampagnen entwickeln können, sollten die Spieler*innen davon gepackt werden.

Dazu passt, dass man sich bei den ersten Malen nicht unbedingt die komplexesten Regelsysteme aussuchen muss. Meine Empfehlung ist, es einfacher zu halten, das reduziert die mentale Last, und man muss weniger Regeln jonglieren, während man ohnehin schon mit Geschichte, Charakteren und der Welt beschäftigt ist. Was als einfach empfunden wird, ist natürlich individuell, und oft gibt es Gruppendynamiken, die bestimmte Systeme favorisieren, aber darüber könnt ihr mit euren Spieler*innen immer sprechen.

Gleiches gilt für Abenteuer. Eine politische Intrige mit drei Dutzend Nicht-Spieler-Charakteren (NSCs) kann schnell überfordern. Fangt lieber mit etwas einfacherem an. Bekanntes Terrain ist nichts negatives, es erlaubt euch und euren Spieler*innen, sich direkt zurechtzufinden. Sorgt dafür, dass eure Einstiegsabenteuer keine Sackgassen oder verschlossene Türen haben (es  sei denn, das ist der Cliffhanger für das nächste Abenteuer!). Seid großzügig beim Verteilen von Hinweisen (eine Daumenregel sagt, jeder Hinweis für die Charaktere sollte mindestens auf drei verschiedene Wege auffindbar sein). Ein erfolgreiches Abenteuer motiviert alle.

Fehler passieren. Egal, wie erfahren man ist, egal, wie gut vorbereitet, im Eifer des Gefechts rutschen einem Dinge durch. Sei es nun eine Regel, ein Storydetail, ein verpasster Hinweis. Die Frage ist nicht, ob man Fehler macht, sondern wie man damit umgeht. Bereitet euch darauf vor, dass es passieren wird, dann könnt ihr angemessen reagieren.

Für den ersten Umgang mit euren Spieler*innen gibt es auch einige Tipps.

Sorgt dafür, dass euer Tisch eine sichere Umgebung ist. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die reichen von Vorabbesprechungen (siehe Session Zero weiter unten) über X-Cards bis hin zu ganzen Formularen über Consent in Gaming (zum Beispiel kostenfrei von Monte Cook Gaming). Es mag trivial klingen, und oft ist der erste Gedanke abwehrend – „ich kenne doch meine Freund*innen!“ -, aber während die Charaktere abgebrühte Verbrecher, wilde Barbaren und durch Kontakt mit Kreaturen des Chaos gestählte Magier sind, spielen wir mit Menschen. Seid nett zu ihnen, viel Verantwortung für die Sicherheit am Tisch liegt bei euch.

Eine Session Zero ist unabdingbar, selbst für One-Shots. Darunter versteht man eine Sitzung vor dem ersten eigentlichen Spieltermin, in der wichtige Themen besprochen werden, und zum Beispiel auch Charaktere erstellt werden können. Das muss nicht unbedingt eine richtige Sitzung sein, man kann das per eMail oder Chat machen, aber hier sind einige Hinweise, was thematisiert werden kann:

  1. Falls sich eure Spieler*innen noch nicht untereinander kennen, solltet ihr das jetzt ändern. Am besten gleich mit ein wenig Informationen über bevorzugte Spielstile und die eigene Geschichte mit Rollenspielen.
  2. Erklärt eure Erwartungen an die Runde. Darunter fallen Themen wie Häufigkeit und Länge der Sitzungen, wie ihr Termine organisiert, und wie lang die Kampagne werden soll. Zudem könnt ihr euch darlegen, welche Art von Rollenspiel zu euren Ideen passt: Ist es eher taktisch und kampflastig? Sollten die Charaktere echte Helden sein, die sich freiwillig melden, oder können es auch egoistische Schurken sein? Wird es düster oder eher humorvoll – oder beides?
  3. Hinweise auf die Tischkultur schaden auch nicht: Alkohol ja/nein? Sind Smartphones und dergleichen am Tisch erlaubt? Wie viel Snacks sind genau richtig, ab wie viel Bruttoregistertonnen Chips wird es einen Hauch zu viel? Gerade wenn man mit neuen Spieler*innen spielt, kann es sehr unterschiedliche Ansichten geben. Darunter fällt auch die Frage, ob jemand mitschreibt und das mit der Gruppe teilt, und falls ja, wie wo und wer.
  4. Falls ihr Charaktere erstellt, beachtet wie sie in eure Vorstellungen des Abenteuers passen. Sorgt dafür, dass Motivationen vorhanden sind. Und für die ersten Gehversuche als Spieleiter*in schadet es nicht, wenn ihr es euch einfach macht und die Charaktere bereits eine etablierte Gruppe bilden, die sich kennen. Achtet darauf, dass alle Charaktere ihre eigene Nische haben, damit sie während des Spiels automatisch ihre Momente im Scheinwerferlicht bekommen.

Nicht nur die Motivationen der Charaktere beeinflussen das Spiel, sondern auch die eurer Spieler*innen. Versucht herauszufinden, was sie antreibt (meist ist eine Mischung verschiedener Aspekte), und ihnen das zu bieten. Schicken sie euch Charaktergeschichten, seid dankbar und schlag Haken eurer Geschichten hinein. Verschwundene Geschwister, alte Rivalen, der Wunsch, der berühmteste Bierbrauer der Welt zu werden.

Kommunikation ist wichtig. Das ist eigentlich die Zusammenfassung aller Punkte. Sprecht mit euren Spieler*innen, holt euch ihr Feedback, versucht aus konstruktiver Kritik zu lernen. Sagt ihnen im Gegenzug, was eure Erwartungen sind, wie sie euch unterstützen können, damit ihr gemeinsam eine tolle Runde schaffen könnt.

 

 

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