FranigoRolls

Ähnlich wie der Weltenbau, ist der Informationsfluss ein Gebiet, wo sich Rollenspiel und Schreiben überschneiden. Denn die Frage, wie ich wichtige Informationen an die Spieler*innen oder Leser*innen bekomme, ist sehr zentral. Es lohnt also, sich mit der Theorie und Methodiken zu beschäftigen. Schauen wir uns mal zwei der Grundlagen an, nämlich Hierarchie und Platzierung der Informationen. Beides wichtige Punkte, denn die beste Information ist nutzlos, geht sie im Text unter, und es ist egal, wie gut wir unsere Informationen platzieren, wenn wir die wichtigsten vergessen.

Informationshierarchie

Generell befinden wir uns in einem Spannungsfeld, denn auf der einen Seite ist es für die Rezipient*innen deutlich spannender, wenn sie zumindest das Gefühl haben, die Informationen selbst herausgefunden zu haben. Auf der anderen Seite möchte man sie natürlich übermitteln. Sowohl Prosatexte als auch Rollenspiel leben vom Informationsfluss. Wird er gestört, kann es schnell verwirrend, langweilig oder gar überfordernd werden.

Deshalb sollte man zu Beginn überlegen, welchen Stellenwert einzelne Informationen haben. Einige sind notwendig, andere vielleicht wichtig, aber nicht unbedingt nötig. Es gibt optionale Informationen, die das Bild abrunden, aber deren Fehlen nicht direkt das Verständnis gefährdet. Und dann gibt es einen großen Haufen, der zwar vorhanden ist, und den man vermutlich gerne übermitteln möchte, der aber vor allem ausschmückt. Das alles sind natürlich keine absoluten Kategorien, sondern Bereiche mit fließenden Übergängen. Zudem kann das auch von den Rezipient*innen abhängen: Manche brauchen, wollen oder mögen mehr oder weniger Informationen als andere.

Gleichzeitig ist es nicht immer einfach, diese Einordnung vorzunehmen. Als Autor und Spielleiter habe ich natürlich einen umfassenden Überblick, was dazu führen kann, dass mir die Wichtigkeit einzelner Puzzlestücke gar nicht so bewusst ist. Da hilft entweder Feedback von außen, oder die Fähigkeit, sich in Leser*innen / Spieler*innen zu versetzen. Manchmal überschätzt man auch die Bedeutung einer Information – wir alle sind durch viele Geschichten auf bestimmte Muster geeicht, und entdecken sie gerne mal ohne ein komplettes Bild zu haben.

Manches ist also Vermutung und Erfahrung, anderes ganz offensichtlich. Aber allein der Prozess, sich darüber Gedanken zu machen, wird im Normalfall zu neuen Erkenntnissen und einer besseren Struktur führen.

Informationsplatzierung

Grundsätzlich gilt, dass man sehr wichtige Informationen mehr als einmal platzieren sollte. Zu schnell geht etwas im Text oder am Tisch unter. Im Englischen gibt es den Begriff der Three-Clue-Rule, also der Faustregel, dass notwendige Informationen an mindestens drei Orten zu finden sein sollten. Im Rollenspiel besonders dort wichtig, wo diese Information der einzige Ausweg aus einer Sackgasse ist. Wobei man sich vorher bereits fragen sollte, ob mehrere Optionen nicht ohnehin besser sind. Zumindest sollte man auf jeden Fall offen für Ideen der Spieler*innen sein!

Bei den Informationen, die praktisch aber nicht notwendig sind, sollte man nach Möglichkeit den gefürchteten Info-Dump, also das Zuschütten mit Infos, vermeiden. Das ist nicht immer einfach, weder im Text noch am Tisch. Denn oft gibt es sehr viele Informationen, die man vermitteln kann, und das organisch in den Fluss einzubauen, ist eine wahre Kunst. Außerdem muss man sich immer bewusst sein, dass mehr Menschen diese Informationen verpassen, je subtiler man vorgeht. Da gilt: Kenne dein Publikum! Den eigenen Tisch und seine Eigenarten zu kennen, ist beim Rollenspiel Gold wert. Und auch beim Schreiben kann man da zumindest Vermutungen anstellen, auch wenn das Publikum natürlich viel größer und heterogener ist. Aber wer gerne Fantasy liest, hat vermutlich mit Weltbeschreibungen wenig Probleme; gleiches gilt für Hard-SF und Technik.

Ein guter Tipp, um Informationen so zu platzieren, dass sie nicht untergehen: Benutzt Figuren dafür. Seien es NSCs im Rollenspiel, oder Nebenfiguren im Roman, Informationen im Gespräch, aus Sicht von Figuren, durch sie geprägt, haben gute Chancen, aufgenommen zu werden. Dialoge im Text, sowie Gespräche mit befreundeten oder verfeindeten NSCs können sehr gut dafür eingesetzt werden.

Am Spieltisch sind Requisiten und Handouts sehr gut. Ein echter Brief, der laut vorgelesen wird, hat eine andere Wirkung als eine Zusammenfassung des Inhalts. Im Text kann man mit ähnlichen Tricks arbeiten, Dokumente, eMails, WhatsApp-Nachrichten, das alles kann in die Geschichte eingebaut werden, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen.

Fazit

Es ist also wichtig, sich den Informationsfluss genauer anzusehen, und zu planen. Dabei gilt es verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Wer diese Kunst beherrscht, hat eine Voraussetzung gemeistert, spannend zu erzählen, ob nun allein oder kollaborativ.

 

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