Buch 1: Schicksal

Episode 3: Großmütterchens Zorn

Die Erde bebt! Der titanische Leib von Großmütterchen Schildkröte sinkt in den See hinab. Aus der Höhlendecke brechen Stalaktiten, Felsen, zersplittern auf dem Boden, hüllen die vier jungen Elementarbändiger*innen in Staub. Rizu brüllt ihnen über die Kakophonie zu, dass sie aus der Höhle entkommen müssen. Gemeinsam drängen sie zum Ausgang. Doch in ihren Köpfen erklingt ein lautes

»Blut für Blut!«

Bevor sie den Höhleneingang erreichen, brechen die Felsen herab, und verschließen ihn! Shi springt vor, um die Trümmer zur Seite zu bewegen. Doch sie alle sehen, wie das Wasser in der Höhle steigt und um ihre Füße schwappt. Zaya schwingt sich auf ihren Gleiterstab und fliegt über den Köpfen der anderen. Während Tikaani versucht, das Wasser von ihnen fernzuhalten, strengt sich Shi besonders an, um ihnen den Weg freizuräumen. Doch es ist eine gewaltige Ausgabe, und es gelingt ihr kaum, die Erde zu bändigen – fast als würde ein mächtiger Wille gegen sie arbeiten!

Um Shi zu helfen, springt Rizu vor und wirbelt mit seinem Schwert feurige Klingen den Felsen. Die Flammen lassen den Stein splittern. Shi nutzt die kleine Öffnung, um den Felsen weiter auseinanderbrechen zu lassen, und Zaya sieht, das oben genug Platz für sie wäre. Sie versucht, mit ihrem Gleiter einen Luftschlag gegen den Felsen zu senden. Langsam werden sie alle panisch, denn das Wasser steigt immer weiter, und auch wenn Tikaani um sie herum das Wasser für den Moment fernhält, drohen sie alle an diesem Ort zu ertrinken!

Avatar Gruppev.l.n.r. Tikaani, Shi, Zaya, Rizu  © Luuzy

Erdrutsch

Doch Rizu sammelt all seine Leidenschaft in einem letzten, mächtigen Schlag, der den Felsen mit einer pyroklastischen Entladung sprengt! Sofort stürmen alle vor, rennen durch den Tunnel Richtung Sicherheit. Doch als Tikaani aufhört, das Wasser zu bändigen, strömt eine wilde Flutwelle hinter ihnen durch den Tunnel. Tikaani wirbelt herum, sendet die Wassermassen zurück, und erkauft ihnen so eine kurze Atempause. Neben ihr Shi versucht Shi, den Tunnel mit einem Erdsturz zu schließen, doch im Eifer des Augenblicks entgleitet ihr die Kontrolle, und sie lässt den gesamten Tunnel einstürzen!

Mit einem Ruf packt Zaya Shi und zieht sie auf den Gleiter. Shi erstarrt als Zaya mit ihr an die Oberfläche rast. Rizu springt auf kleinen Explosionen hinter ihnen her, während Tikaani auf einer Welle hinausreitet. Doch die Decke stürzt ein, Felsen brechen herab, und Rizu und Tikaani werden von den Wassermassen hinausgeschleudert, landen zum Glück im Teich. Hinter ihnen stürzt der halbe Hügel mit einem Krachen ein und die Quelle ist verschlossen …

Die Erde bebt! Bäume stürzen um, eine Erdlawine poltert den Hügel hinab, Vogelschwärme steigen auf. Sie hören panische Laute von Tieren aus dem Wald, und vom Dorf wehen Angst- und Schmerzensschreie empor. Doch dann endet das Beben.

Tantchen in Todesgefahr

Inmitten des Chaos und der Zerstörung kann Zaya nicht anders, als einige Vogelkinder aus ihren Nestern zu retten. Danach beeilen sich alle, so schnell wie möglich ins Dorf zu kommen. Gemeinsam schaffen sie eine schnelle Bahn das Flussbett hinab, und erreichen kurze Zeit später die Ausläufer des Dorfs. Große Teile sind zerstört, Häuser sind eingestürzt, der Damm von einer Schlammlawine zerschmettert.

Schnell machen sich die vier daran, den Menschen zu helfen. Auch wenn sie noch spüren, dass ein Wille gegen sie steht. Shi macht als Quelle das Kloster aus, und weist den anderen den Weg. Zaya nimmt erneut Shi auf ihrem Gleiter mit, die diese Entfernung von ihrem gewohnten Element nur schwer ertragen kann.

Das halbe Kloster ist eingestürzt, der Rest schwer beschädigt. Innen versuchen die Bediensteten, einander zu helfen, die Wunden zu versorgen. Von Meister Zhao keine Spur. Ebenso wenig von Tantchen. Zaya stürmt Richtung Küche, wo die Wand eingestürzt ist, und findet Tantchen schwer verletzt unter den Trümmern! Tikaani hockt sich neben sie und versucht, mit ihren Wasserbändigerfähigkeiten, die schrecklichen Verletzungen zu heilen. Doch Zaya vertraut ihren Fähigkeiten nicht wirklich, und läuft los, um andere Hilfe zu suchen, was Tikaani verletzt. Da die anderen ihr jedoch vertrauen, macht sie sich doch ans Werk.

Und unter ihren sanften Berührungen erwacht Tantchen wieder zum Leben!

Die Vier Elemente

Für einen Herzschlag spüren sie Erleichterung, aber dann berichtet Tantchen von dem Schrecken, der über das Kloster gekommen ist. Ein dunkler Geist, ein Monster, das nach Meister Zhao gerufen hat. Und niemand weiß, wo Meister Zhao ist … und Shi spürt, wie die Erde wieder beginnt, zu beben!

Gemeinsam suchen sie nach ihm und finden ihn in den Trümmern der eingestürzten Räume, von einem großen Balken eingeklemmt. Er ist schwer verletzt, scheint aber zu versuchen, die aufbäumende Erde zu beruhigen. Als er sie sieht, ringt er um Worte:

»Ihr müsst sie aufhalten. Sie bringt die ganze Insel in Gefahr.«

Auf Nachfrage bestätigt er, dass er von Großmütterchen Schildkröte redet, und behauptet, dass sie in Wahn verfallen ist. Er bittet die vier darum, sie zu töten, da sie gefährlich ist und alle Bewohner der Insel töten will. Er erklärt, dass er dies vorhergesehen hat, denn sie seien die Vier Elemente; die Zeit des Avatars sei vorbei, sie sollen die Zukunft sein.

Aber die vier jungen Elementarbändiger*innen zögern, denn einen uralten Geist zu töten, erscheint ihnen eine endgültige Entscheidung mit unabsehbaren Konsequenzen. Doch er treibt sie mit seinen Kräften von sich, da er den Zorn von Großmütterchen Schildkröte nicht mehr lange unterdrücken kann.

Avatar Gruppe samt SLv.l.n.r. Zaya, Shi, Rizu, Tikaani, oben Franigo  © Turmkrähe

Die Sünden des Meisters

Doch Rizu ringt mit sich, da er das Gefühl hat, den Erdweisen nicht einfach zurücklassen zu können. Aber die Bedrohung der vielen Bewohner der Insel bringt ihn schließlich dazu, seinen eigenen Ehrenkodex zu brechen, und er folgt den anderen in den Keller.

Dort finden sie ein Erdportal, dass sie an einen mystischen Ort führt – das Herz der Insel! Eine glitzernde Höhle erfüllt von sanftem Leuchten, die Wände aus vielfarbigem Kristall. Dort finden sie Großmütterchen Schildkröte, die gegen den Fels selbst zu kämpfen scheint! Gewaltige Speere aus Stein bilden sich, halten sie an Ort und Stelle fest.

Einige wollen mit Großmütterchen Schildkröte reden, andere sie einfach befreien. Es gelingt ihnen, Kontakt zu ihr herzustellen, und die gesamte Aufmerksamkeit dieses uralten Geistes richtet sich auf sie.

Sie erklärt, dass Meister Zhao sie gefangengenommen hat, aufgespießt, und gezwungen, seine Fragen zu beantworten und ihm zu dienen. Sie will Vergeltung für diese schrecklichen Taten – Handlungen haben Konsequenzen. Dank ihrer langen Diskussionen im Westlichen Lufttempel hat Zaya Erfahrung in der Erörterung schwieriger ethischer Fragen, und sie schafft es, Großmütterchen Schildkröte zum Innehalten zu bringen.

Doch schnell wird ihnen bewusst, dass der Durst nach Vergeltung nicht so einfach zu stillen sein wird. Blut für Blut. Und ihnen dräut, dass sie eine Entscheidung treffen müssen: Großmütterchen Schildkröte oder Meister Zhao!

Der Preis muss entrichtet werden

Den vier jungen Elementarbändiger*innen fallen die tiefen Narben auf, die die Schuppen von Großmütterchen Schildkröte überziehen. Rizu überkommt eine feurige Wut als er dies bemerkt. Als er die Macht des Feuers anruft, gelingt es Tikaani, eine Verbindung zum uralten Geist aufzubauen, um sie ein wenig zu beruhigen. Doch im Wasser ist eine uralte Wut, die kein menschlicher Geist besänftigen kann. Rizu sendet Feuer gegen die Felsen, und zerschmettert die Fesseln.

Großmütterchen Schildkröte wendet sich ihnen zu, sieht sie aus uralten, weisen Augen an, und sagt:

»Blut für Blut!«

Ohne zu zögern schneidet sich Zaya in die Handfläche. Die anderen tun es ihr gleich, halten sich an den Händen. Ihr Blut trieft in das Wasser, wo mit einem Mal wilde Farben wirbeln. Die Wunden selbst beginnen, in unirdischen Licht dieses mythischen Ortes zu leuchten. Unter ihrer Haut wandert das Leuchten ihre Arme hoch, und als es ihre Herzen erreicht, beginnen sie selbst hell zu strahlen. Einige Momente lang ist die Höhle von Licht erfüllt – dann wird es dunkel!

Dunkelheit

Als Rizu Flammen auflodern lässt, finden die vier sich in einer wunderschönen Kristallhöhle wieder, in der ein See schimmert, ein besonderer Ort, jedoch nicht dieser spirituelle Ort, der es gerade noch war. Von Großmütterchen Schildkröte ist nichts mehr zu sehen.

Tikaani lässt die Wunden ein wenig schließen. Doch in ihren Händen bleiben Narben zurück, die wie eine Schildkröte wirken.

Verwirrt, aber doch mit sich zufrieden, kehren die vier zurück zu dem Durchgang, der nun ein simpler Tunnel ist, und finden sich im Kloster wieder. Sie eilen zu Meister Zhao, der Zaya packt und sagt

»Es ist getan! Ihr habt meine Prophezeiung bewiesen. Das Zeitalter des falschen Avatars ist vorbei. Ihr seid die Zukunft. Ihr seid … ihr …«

Dann schließt er seine Augen zum letzten Mal. Während Rizu und Tikaani versuchen, Zaya zu trösten, grummelt Shi

»Wir kannten den kaum!«

Wahrheit oder Pflicht

Es gibt viel zu tun. Es herrscht noch immer Chaos, Zerstörung und Leid. Die vier fragen sich, ob es gut wäre, den Bewohner*innen die ganze Wahrheit zu erzählen, einigen sich aber am Ende darauf, nur einen Teil zu berichten. Das Leben auf der Kleinen Schildkröteninsel wird sich für immer verändern, und wenn man ihnen auch noch von Meister Zhaos Verrat erzählt, könnte das ihre Moral vollends brechen.

Nach dieser großen Tat fällt es den vier schwer, gemeinsam zu handeln und zu denken, und es zeigen sich Risse im Fundament ihrer neuen Freundschaften. Aber es gibt dringendere Aufgaben als über ihre Gefühle füreinander zu reden. Rizu schlägt vor, zur Quelle zu gehen und den Fluss wieder zu befreien. Da sehen sie, dass ein Schiff der Feuernation auf die Insel zuhält.

Ein großes Fest

Während sie noch versuchen, den Menschen zu helfen, erreichen einige Personen von hohem Rang und Ansehen die Insel. Darunter Aditi, die Lehrmeisterin von Zaya, die von den Ereignissen äußert wenig beeindruckt ist, und Zaya Vorhaltungen macht. Dabei ist Chime, eine enge Jugendfreundin von Zaya, die jedoch auch eine Vergangenheit mit Tikaani zu haben scheint; die beiden jungen Frauen können sich nicht leiden.

An Bord des Schiffes ist Haruki Saowon, eine mächtige Feuerbändigerin und Generalin des Sawowon-Clans. Sie ist nicht gut auf Rizu zu sprechen, will ihn aber dennoch dazu bringen, sich seiner Stellung im Clan entsprechend zu kleiden, was er jedoch ablehnt.

Ein kleineres Boot legt kurze Zeit später an, und bringt Pitseolak, Mentor von Tikaani mit sich, der den Erdweisen Yǒngang dabei hat. Die beiden sind freundlicher als die bisherigen Neuankömmlinge, und erklären, dass sie von Meister Zhao schon vor Tagen eingeladen wurden, um an einer großen Siegesfeier teilzunehmen. Das verwirrt die vier jungen Elementarbändiger*innen, sind ihre Taten und Erlebnisse doch erst danach geschehen.

Ihnen dämmert, dass dies der Grund für ihre eigenen Einladungen war: Meister Zhao wollte seine eigene Prophezeiungen erfüllt sehen. Mit Schrecken erkennen sie, dass er die Kunde ihrer Taten bereits verbreitet hat, und dazu auch behauptete, dass sie die Zukunft seien, und Avatar Kyoshi ein falscher Avatar sei, wie Yung vor ihr. Sie wollen sich dieser aufgezwungenen Rolle nicht ergeben, aber der Ruf von Meister Zhao, seine vielen eingetroffenen Prophezeiungen, und seine exzellenten politischen Verbindungen sorgen dafür, dass sie kaum eine Wahl haben …

So finden sie sich aneinander gebunden wieder. Durch das Blut, das sie gemeinsam vergossen haben. Durch das geheime Wissen, das sie nun teilen. Und durch eine Prophezeiung eines einflussreichen Meisters, dessen Motive und Werk sie noch nicht zu durchschauen vermögen.

Was mag die Zukunft für sie bereithalten? Sind sie wirklich die Vertreter*innen der Vier Elemente, auserwählt von uralten Mächten? Oder nur Spielfiguren in menschlichen Intrigen?

 


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