Es war eine dieser Nächte. Der Bruch lief hervorragend, ungesehen in das Lohnbüro und unbemerkt die Kruge eingesackt. Der Plan war, ebenso wieder zu verschwinden. Aber das Schrillen der Pfeifen aus allen Richtungen, das Bellen der Hunde, die Rufe der Stadtwacht erklärten deutlich, dass Plan B angesagt war. Ein Fluchtweg musste her. Zum Glück bestand die Bloodhound Gang aus Profis: Icy Hands, die Chefin, immer Herrin der Lage und nie um einen Ausweg verlegen; Crittel, der Schatten, ein Geschöpf der Schatten – und der Spielhöllen; Cupcake, mit ihrem gewinnenden Lächeln, von dem man munkelte, es könne Hirne schmelzen lassen; und No Cash, der Mann fürs Grobe mit der Vorliebe für simple Lösungen, wie einfache Schläge auf den Kopf.
So hatten sie natürlich vor dem Einbruch die Gegend ausgekundschaftet und folgten nun Crittel durch Hinterhöfe, enge Gassen und über Dächer. Während der arme Crittel sorgsam darauf bedacht war, seinen teuren Anzug nicht über Gebühr zu beschmutzen, behielt Icy Hands die Übersicht, No Cash die Rückendeckung – und Cupcake entdecke ihre innere Ornithologin und stahl ein Huhn! Echte Profis denken eben nicht nur an den Augenblick, sondern auch an die Zukunft, und in der erschien eine leckere Hühnersuppe.
Die Rufe verhallten in den nebligen Straßen von Ketterdam. Wo auch immer die Stadtwacht in ihren purpurnen Uniformen nach den Übeltätern suchte, es war weit weg, und so konnte die Bloodhound Gang sich ganz entspannt auf den Rückweg zu ihrem Unterschlupf machen. Mitten im Barrel, am Fünften Hafen gelegen, dort wo Seeleute, Händler und Krämerinnen, Touristinnen und sonstige Neuankömmlinge in der Stadt ihre Münzen für jede Art von Unterhaltung ausgaben – und damit die Taschen der Dregs füllten, der Gang, die alle Fäden in diesem Viertel in der Hand hielt.
Die Gebutterte Katze
Zum Glück hatte Icy Hands einen Deal mit Kaz Brekker, der rechten Hand von Bandenchef Per Haskell – und, so hieß es auf den Straßen, der wahren Macht bei den Dregs – ausgehandelt. Sicherheit gegen Gold, eine Abmachung, die beiden zupass kam. Für andere Gangs war ein großes Hauptquartier wichtig, eine Zurschaustellung von Einfluss und Macht, aber die Bloodhound Gang zog es vor, unentdeckt zu bleiben, und da war der Verschlag hinter der Kneipe Zur Gebutterten Katze genau richtig. Hier würde niemand nach den zukünftigen Meisterdieben von Ketterdam suchen!
Dennoch waren sie vorsichtig, vor allem Crittels Paranoia kam wieder durch. Aber niemand war ihnen gefolgt, niemand lauerte ihnen auf, und so entspannten sie sich ein wenig. Der nächste Schrecken ließ aber nicht lange auf sich warten: Cupcake hatte alle Pläne, das Huhn zu verspeisen, vergessen und sich in die seelenvollen Augen verliebt. Sie nannte es Lady Cake-a-lot und befand, dass es nun Mitglied der Gang sei. Nicht bei allen stieß dieser Vorstoß auf Gegenliebe, aber es gab wichtigeres, nämlich einen Abstecher in die Gebutterte Katze, um auf den erfolgreichen Bruch anzustoßen.
Madame Esme begrüßte ihre Untermieter und wies auf ihren Stammtisch, während sie schon eine Runde Pfefferminzschnaps eingoss. Crittel, noch immer nicht ganz beruhigt, hörte sich ein wenig um, voller Sorge, dass ihre Feinde in der Kneipe sein könnten – und geriet mit einem rauflustigen Seemann aneinander, der ihn beschuldigte, anderen beim Kartenspiel zu helfen! Geschickt wie eine gebutterte Katze wich Crittel dem Stoß aus, und bevor jemand anderes reagieren konnte, war No Cash bereits aufgesprungen, die Fäuste erhoben. Icy Hands seufzte nur und nippte an ihrem Schnaps, aber Cupcake war gleich zur Stelle, legte No Cash die Hand auf die Schulter und redete auf den Betrunkenen ein, bis der nicht mehr wusste, wo oben und wo unten war.
Aufstieg in die Oberliga?
Nach einem kurzen Gespräch mit Madame Esme, die keinerlei Spione bemerkt hatte, aber auf Amancio verwies, der im Barrel alles und jeden kannte, machte sich die Bloodhound Gang zu dessen Büro auf, einer Nische in einem respektablen Teehaus direkt am Hafen. Amancio, stets der Gentleman, war sofort bereit, mit ihnen zu reden, aber Amancio der Geschäftsmann machte deutlich, dass eine Hand die andere waschen musste. Und so kam die Bloodhound Gang an ihren ersten großen Auftrag (und an Informationen über den Ärger der Dregs mit den Black Tips).
Denn ein mächtiger und reicher Adliger aus Ravka, Herzog Belgrov, war mit einer mysteriösen Kiste in Ketterdam angekommen, die er bei seinen Gastgebern, den van Houtens in einen Tresorraum gebracht hatte. Amancio behauptete, nicht zu wissen, was in der Kiste sei, aber seine Kontakte am Hafen hatten belauscht, dass der Herzog von etwas sehr wertvollem sprach. Da niemand wusste, wie lange Herzog Belgrov in Ketterdam bleiben würde, und was er mit der Kiste vorhatte, tickte die Uhr … aber die Gang war sicher, auch in kurzer Zeit einen exzellenten Diebstahl durchziehen zu können. Darauf einen Pfeffi mit Amancio, noch einen für den Weg, dann ging es zurück in den Unterschlupf … in dem totales Chaos herrschte!
Crittel wusste sofort, dass ihre Feinde sie gefunden hatten, doch nach und nach begriffen sie, dass lediglich Lady Cake-a-lot kein Haushuhn war … was No Cash dazu brachte, die Bratpfanne für sofortige Erledigung des Problems zu suchen. Aber die anderen hatten nicht mit Cupcakes frischer Liebe gerechnet, und mussten sich ihr geschlagen geben. Wer weiß schon, wofür ein zerstörerisches Huhn noch gut sein mochte?
Einmal mit Profis arbeiten
Die nächsten Tage vergingen mit den üblichen Vorbereitungen und Planungen: Das Anwesen der van Houtens wurde ausspioniert, Pläne besorgt und dergleichen mehr. Die reichen van Houtens gaben ein Fest zu Ehren von Herzog Belgrov, die perfekte Gelegenheit!
Und so mischte sich die Bloodhound Gang unter die vielen Bediensteten und Leute von außerhalb, die tagelang die Festivität vorbereiteten. Aber erst, als die Gäste mit ihren protzigen Kutschen vorfuhren, schlug die Gang los: Schnell war der Weg in die Kellerräume gefunden, wo der Tresor sein musste. Doch dort standen zwei Wachen. Aber Cupcake ließ ihren Charme spielen und es gelang ihr, verkleidet als Dienstmagd, den einen Soldaten zu einem mit Schlafmittel versetzten Gebäck zu verführen. Der andere war standhafter – zumindest bis No Cash ihm einen von oben auf den Schädel verpasste!
Während No Cash die beiden Wachen sorgsam von Crittel verschnürt in einige Schränke quetschte, durchsuchte der Rest die Räumlichkeiten und fand ihr Ziel: Eine Stahltür mit komplexem Schloss! Crittel machte sich an die Arbeit, Dietriche und allerlei anderes Werkzeug in den schlanken Fingern, die anderen nutzten die Zeit, um ein wenig hochwertigen und -prozentigen Alkohol zu stehlen.
Doch das Glück war ihnen nicht so hold wie erhofft, denn das Schloss leistete einigen Widerstand, und No Cash hörte Schritte auf der Treppe – Wachen der van Houtens, gleich vier an der Zahl! Ein wildes hin und her, war die Bloodhound Gang doch nicht einig, was zu tun sei, dann sprach Icy Hands ein Machtwort und alle versteckten sich in einem Nebenzimmer, das Crittel verschloss. Zwar schöpften die Wachen keinen Verdacht, aber die fehlenden Wächter erregten ihre Aufmerksamkeit. Mit einem Schulterzucken nickte Icy Hands No Cash zu – und die Tür flog auf als er auf die Wachen los stürmte!
Vier gegen vier, ein fairer Kampf? Nicht ganz! No Cash erste Attacke mit einem Stuhl lief ins Leere, Icy Hands verfehlte die Wache und auch Cupcake warf ihre Wurfmesser ins Nichts! Schon drangen die Wachen auf sie ein, und die Bloodhound Gang hatte alle Hände voll damit, sich zu verteidigen. Bis auf Crittel, der zwischen den Gegnern umher tanzte und sie so verwirrte, dass zwei von ihnen gegeneinander prallten! Dieser Moment brachte die Wende, No Cash zertrümmerte den Stuhl auf dem Schädel seines Gegners, schleuderte dann das abgebrochene Stuhlbein auf den nächsten, während Cupcake den dritten mit ihren Wurfmessern zu Boden streckte. Die letzte Wache warf sich auf sie, und die beiden rollten über den Boden, doch anstatt sich zu schlagen, verwirrte Cupcake sie mit sanften Worten und beruhigenden Streicheleinheiten – bis No Cash ihr mit einem Tritt die Lichter auspustete.
Darauf erst mal einen Pfeffi. Das zerstörte Mobiliar ließ sich nicht verbergen, also war jetzt Geschwindigkeit statt Heimlichkeit angesagt. Zum Glück war Crittel von ihrem Sieg beschwingt und schon bald öffnete sich die schwere Tür lautlos. Und gab einen Blick in den reichlich bestückten Tresorraum frei! Glänzendes Gold, wertvolle Wechsel, kostbare Kunstschätze, traumhafte Teetassen – und ein junger Mann auf einer schmutzigen Matratze!
Ein Spatz in der Hand
Wertgegenstände verschwanden in Taschen und Beuteln, dann winkte Icy Hands Cupcake zu dem offensichtlich gefangenen Jüngling, der nicht nur gefesselt sondern auch geknebelt war. Viel Zeit blieb ihnen nicht, und so fragte Cupcake nur das nötigste, auch weil Icy Hands nun wirklich nicht seine traurige Lebensgeschichte hören wollte. Der Gefangene hieß Spatz, und war im Besitz eines Geheimnisses, das ihm so viel Angst machte, dass er es nicht sagen wollte.
Das stellte die Bloodhound Gang vor ein Problem: Vielleicht ließ sich das zu Geld machen, vielleicht aber auch nicht. Riskant war es auf jeden Fall. Aber das Leben in den Schatten von Ketterdam ist nichts für ängstliche Seelen, und so baten sie Spatz an, ihn zumindest hier herauszuschaffen. Dafür zogen sie die Wachen aus, dann die Uniformen an, und schmuggelten den Gefangenen so aus dem Keller, aus dem Haus, vom Anwesen, ins Boot und schließlich in das Bootshaus, das sie vorher klar gemacht hatten.
Dort folgte eine ihrer üblichen, langen Diskussionen. Spatz erklärte, dass er Menschen dazu bringen konnte, ihm die Wahrheit zu sagen, eine sehr nützliche Fähigkeit. Sein Geheimnis, das er erst nach viel Überredungskunst preisgab, war ein geplanter Umsturz in Ravka, angeführt von General Limlov, einem entfernten Cousin des Königs. Wertvoll, gefährlich, aber schwierig zu Geld zu machen. Am Ende setzte sich Crittel durch und die Gang entschied, Spatz nach Lady Cake-a-lot zum nächsten Anwärter zu machen.
Was verhehlt der Hehler?
Dennoch suchten Icy Hands und Cupcake Amancio auf und legten die Lage dar, wobei sie vergaßen zu erwähnen, dass der Spatz noch am Leben war. Der Hehler erklärte sich bereit, sowohl das Geheimnis zu versilbern, also auch ihre sonstige Beute in saubere Kruge umzuwandeln.
So kehrte die Bloodhound Gang erfolgreich und durch Huhn und Spatz verstärkt zurück in ihren Unterschlupf, reicher, bekannter, aber auch große Ereignisse verwickelt.
Darauf einen Pfeffi!
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